BVG schickt XXL-Trams auf die Gleise

  • Der neue Straßenbahn-Betriebsbahnhof der BVG entsteht auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlebahnhofs am Adlergestell. Foto: Entwurf:BVG
  • Blick ins Innere der neuen Straßenbahn-Generation der BVG. Der „Urbanliner“ von Alstom ist 50 Meter lang, 2,40 Meter breit und bietet Platz für 312 Passagiere. Foto: picture alliance/Bernd von Jutrczenka

ÖPNV In Berlin-Adlershof entsteht derzeit ein Betriebshof. Es ist der erste Neubau seit 40 Jahren. Für die Fahrgäste ergeben sich damit Vorteile.

Mit einem neuen Straßenbahn-Betriebshof in Treptow-Köpenick wollen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) künftig gezielt den Tram-Verkehr im Südosten der Stadt stabilisieren und ausbauen. Auf rund 50.000 Quadratmetern entstehen im Ortsteil Adlershof Abstell-, Wartungs- und Reparaturkapazitäten für bis zu 60 Fahrzeuge, heißt es von der BVG.

Es ist der erste Neubau seit 40 Jahren. Mit ihm sollen moderne und längere Straßenbahnen auf die Gleise geschickt werden können. „Damit setzen wir ein starkes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der BVG“, sagt Henrik Falk, BVG-Vorstandsvorsitzender.

Regelmäßigere Wartung

„Das war längst überfällig und richtig“, findet Christfried Tschepe, Vorsitzender des Fahrgastverbandes IGEB. Die nun verkündeten Maßnahmen seien aber nicht neu, sondern das Ergebnis jahrelanger Planung. Nach der extremen Berliner Sparpolitik in den 2010er- bis 2015er-Jahren habe man den Schalter vor rund acht Jahren noch in der Ära von BVG-Chefin Sigrid Nikutta umgelegt und damals die richtigen Weichen gestellt, erklärt Tschepe.

Mit dem kürzlich erteilten Planfeststellungsbeschluss kann die BVG mit der Umsetzung des Baus beginnen. Mit der Eröffnung wird im Jahre 2030 gerechnet. „Durch seine Lage im Südosten der Stadt können die dort eingesetzten Straßenbahnen künftig deutlich schneller zur Wartung zurückgeführt werden“, erklärt eine BVG-Sprecherin. „Das spart Zeit und reduziert Leerfahrten.“ Das bestehende Straßenbahnnetz erhalte damit eine zusätzliche betriebliche Basis, die die regelmäßigen Werkstattbesuche deutlich effizienter ermögliche und so die Zuverlässigkeit im Betrieb stärke.

50 Meter lange Straßenbahnen

Die Zuverlässigkeit bei der Straßenbahn ist laut jüngsten BVG-Erhebungen von 95,8 Prozent (Juli bis Dezember 2024) auf 97,3 Prozent (Januar bis Mai 2025) gestiegen. Die Tram leiste damit einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtstabilität des Systems.

Für Fahrgäste bedeutet der neue Betriebshof, dass die moderne Fahrzeuggeneration Flexity auch in Treptow-Köpenick eingesetzt werden kann. Perspektivisch ebnet der große Betriebshof den Weg für die 50 Meter langen „Urbanliner“, die noch mehr Komfort und ein größeres Platzangebot bieten sollen. Herkömmliche Straßenbahnen in Berlin sind 30 bis 40 Meter lang.

Geplant ist, bis zum Sommer 2026 rund 20 der alten GT6-Wagen aus den 1990er-Jahren auszurangieren und mit den 50 Meter langen XXL-Trams, die 312 Fahrgäste fassen, zu ersetzen. Die ersten Urbanliner werden derzeit auf der Linie M4 zwischen Hohenschönhausen und der Berliner Innenstadt getestet.

„Man kann die längeren Züge aber nur vermehrt in Betrieb nehmen, wenn es auch ausreichend Abstellmöglichkeiten in Berlin für sie gibt“, betont Tschepe vom Fahrgastverband. Das nächste Straßenbahn-Depot in Köpenick sei allerdings schon für den Betrieb der neuen Strecke von Adlershof nach Schöneweide viel zu klein. Durch die derzeitigen weiten Wege zu Werkstätten und Wartungshallen in anderen Bezirken der Stadt werde unnötig viel Personal gebunden, das an anderer Stelle gebraucht werde.

Die große Stärke des Neubaus in Adlershof liege laut BVG-Chef Falk in seiner Anpassungsfähigkeit. „Bei neuen Anforderungen können wir schnell und souverän reagieren – sei es durch Umbauten oder Erweiterungen. Die offene, modulare Bauweise macht das richtig einfach und gibt uns die nötige Flexibilität für die Zukunft.“

Trams auf Kohlebahnhof

Durch eine großzügige Abstellanlage und eine neue Werkstatt soll der Neubau bestehende Betriebshöfe entlasten. „Die zusätzlichen Kapazitäten ermöglichen nicht nur eine effizientere Wartung der bereits im Einsatz befindlichen Straßenbahnen, sondern decken den zukünftigen Bedarf an Instandhaltung und sicherer Abstellung für alle kommenden Fahrzeuge“, heißt es von der BVG.

Das Betriebshofgelände in Adlershof liegt auf der Fläche des ehemaligen Kohlebahnhofs zwischen der S-Bahntrasse entlang des Adlergestells sowie einem Gewerbegebiet nahe der Köpenicker Straße.

Um das Areal optimal an das Straßenbahnnetz anzubinden, sei auch die Neugestaltung der Straßenbahnstrecke in der Dörpfeldstraße nötig, heißt es von der BVG. Dort werde es einen zweigleisigen Ausbau geben, der nicht nur die Betriebsstabilität erhöhen, sondern auch den Straßenraum übersichtlicher und sicherer machen soll. Rund 400 neue Arbeitsplätze werden am Standort entstehen.

BVG verspricht sich von der modularen Bauweise mehr Flexibilität für die Zukunft.

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