Duale Studiengänge an der BTU boomen

  • Sarah Kochan (l.) und Luise Bochynek (r.) haben an der BTU und bei der Bauplanungsgesellschaft Arcus in Cottbus dual studiert. Heute arbeiten beide in dem Unternehmen. Marc Simon war ihr Praxisbetreuer und ist inzwischen ihr Kollege. Foto: Luise Mösle

Bildung Immer mehr Unternehmen in der Region entscheiden sich für eine Kooperation mit der Universität in Cottbus. Auch die Firma Arcus hat mit dem Konzept bereits gute Erfahrungen gesammelt.

Studieren und gleichzeitig in einer Firma schon Geld verdienen – diese Idee wird unter Schulabgängern in der Lausitz immer beliebter. Kein Wunder, dass duale Studienangebote in Cottbus boomen. Die speziellen dualen Studienformate an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg sind nicht nur für Studierende interessant. Inzwischen gibt es einen beachtlichen Pool von Firmen, die sogar darum konkurrieren, akademische Fachkräfte ausbilden zu können.

Aktuell sind es etwa 300 Unternehmen, die mit der BTU im Bereich der dualen Studienangebote zusammenarbeiten. Eines davon ist die Cottbuser Bauplanungsgesellschaft Arcus. Im Jahr 2018 hatte das Unternehmen zu ersten Mal eine duale Studentin eingestellt – im Bereich Bauingenieurwesen.

Inzwischen arbeitet Sarah Kochan als Bauingenieurin in der Tragwerksplanung bei dem Cottbuser Unternehmen. Nach ihrem Bachelor an der BTU und bei Arcus legt sie noch einen Master nach. Dieser wird nicht dual angeboten, aber sie kann mit ihrem Bachelorabschluss bereits in Teilzeit als Bauingenieurin in dem Cottbuser Unternehmen einsteigen, sich so ihr Studium finanzieren und Arbeitserfahrung sammeln.

Luise Bochynek absolviert aktuell ihren Master als Bauingenieurin an der BTU. Nebenher arbeitet sie in Teilzeit in der digitalen Planung bei Arcus. Auch sie hat ihr Bachelor-Studium schon in dem Unternehmen in Kooperation mit der BTU absolviert. Und für die beiden Frauen ist klar: Sie wollen gerne bleiben.

Lohnende Investition

Duale Studienangebote bietet die BTU seit dem Wintersemester 2015/2016 an – in den Studiengängen Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und Bauingenieurwesen. Auch wenn sich das Angebot seither stetig erweitert hat, bleiben das die Kernstudiengänge, sagt Prof. Peer Schmidt, Vizepräsident für Studium und Lehre an der BTU.

„Diese Studiengänge bieten sich an, weil sie eine sehr starke Anwendungsorientierung haben, wodurch der Lernort Universität sehr gut mit dem Lernort bei den Praxispartnern verknüpft werden kann“, sagt er. „Außerdem sind das aktuell Bereiche, in denen wir Lösungen auf die Frage der Fachkräftesicherung finden müssen.“

Über 100 Studierende pro Semester entscheiden sich inzwischen dafür, ihr Studium im dualen System zu absolvieren. Dafür müsse zunächst ein Praxispartner in der Umgebung gefunden werden. Wer einen Vertrag mit einem Unternehmen abgeschlossen hat, bekommt dann auch sicher einen Studienplatz im entsprechenden Bereich an der BTU, bestätigt BTU-Vize Peer Schmidt.

Nicht alle Praxispartner bieten in jedem Jahr auch einen Studienplatz an. „Es gibt also auch kleinere Unternehmen, die ein oder zwei dual Studierende haben und diese über die Laufzeit des Studiums betreuen und in der Zwischenzeit keine weiteren aufnehmen“, beschreibt Peer Schmidt eine oft geübte Praxis. Bei den etwa 300 Praxispartnern der BTU würden daher zwischen 150 und 160 Plätze pro Jahr angeboten.

Auch wenn viele Unternehmen sich an dem Konzept beteiligen, für sie ist die Ausbildung dual Studierender zuerst einmal auch eine Investition. Doch die zahlt sich aus, sagt Marc Simon – bei Arcus zuständig für die dualen Studenten. „Zuerst bezahlen wir natürlich jemanden dafür, dass er studieren geht“, sagt er. „Dafür muss das Unternehmen gerade zu Beginn des Studiums in Vorleistung gehen.“ Denn die Studierenden werden auch in den Zeiten bezahlt, in denen sie an der Universität lernen und nicht im Unternehmen arbeiten. In den ersten drei Studienjahren ist das etwa die Hälfte der Zeit. Die monatliche Entlohnung für die Studierenden orientiere sich am aktuellen Satz der Studienförderung Bafög, so Marc Simon.

„Aber je weiter unsere Studierenden in ihrer Ausbildung sind, desto mehr können wir sie in unseren ganz alltäglichen Prozessen einsetzen“, sagt der Praxisbetreuer. Das Entscheidende für ihn ist aber, dass das Unternehmen durch die Zusammenarbeit mit der BTU seine akademischen Fachkräfte selbst ausbilden kann.

„Uns ist es wichtig, dass wir am Ende fertige und selbstständig arbeitende Ingenieure haben, die gerne bei uns arbeiten wollen“, betont Marc Simon. Deshalb setzt das Unternehmen auf die qualitativ hochwertige Ausbildung von wenigen Studierenden, die gut zum Unternehmen passen.

Die Studierenden profitieren von der Praxiserfahrung in ihrer Ausbildung auch im Studium. „Mir sind viele Dinge im Studium leichter gefallen, weil ich sie in der Praxis schon einmal gesehen habe“, erzählt Luise Bochynek.

Und auch andersherum funktioniert die Kombination: „Besonders beim Masterstudium habe ich dann festgestellt, dass viele Dinge, die ich in der Uni gelernt habe, mir dann in der Praxis weitergeholfen haben, das hat natürlich besonders großen Spaß gemacht“, berichtet Sarah Kochan.

Für die beiden Bauingenieurinnen und die Firma Arcus geht das Konzept auf. Die beiden Frauen absolvieren ein erfolgreiches Studium und haben sofort einen festen Arbeitsplatz. Das Unternehmen hat neue akademische Fachkräfte gewonnen, die mit dem Unternehmen vertraut sind und vor allem: bleiben wollen.

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